Felicitas Heyerick spielt Mephisto und Lilian

Wiedersehen mit einem Publikumsliebling vor der Stiftskirche: Felicitas Heyerick ist im kommenden Sommer in zwei völlig verschiedenen Rollen bei den Gandersheimer Domfestspielen zu sehen. Die bekannte Darstellerin aus der Schweiz spielt die umschwärmte Lilian in „Die Drei von der Tankstelle“ und den Mephisto in „Faust“. Mephisto müsse nicht zwingend von einem Mann gespielt werden, sagt Intendant Achim Lenz, der Goethes Klassiker selbst inszeniert. Die Rolle des gefallenenen Engels bei Goethe sei geschlechtsneutral. Achim Lenz: „Felicitas Heyerick besitzt eine breite Pallette an Spielmöglichkeiten, ob männlich, androgyn oder weiblich, sie spielt bewusst mit diesen Klischees der Geschlechterzuordnung und weiß die jeweiligen Register zu ziehen.“ Die musikalische Komödie nach dem gleichnamigen Ufa-Tonfilm hat am 26. Juni 2020 Premiere, am 3. Juli folgt die Premiere von Goethes „Faust“.

Im vergangenen Sommer brillierte Felicitas Heyerick als Esmeralda in „Der Glöckner von Notre Dame“ sowie als Vogelscheuche in „Der Zauberer von Oz“. In den Jahren zuvor war sie als als Lady Milford in Schillers „Kabale und Liebe“ und als Buhlschaft im „Jedermann“ zu sehen.

Sie habe in den vergangenen Jahren viele schöne Frauenrollen vor der Stiftkirche spielen dürfen, meistens starke, sinnlich-weiblich-verführerische Figuren, die ihre Reize spielen lassen, sagt Felicitas Heyerick. Für „den Verführer“ Mephisto werde sie auf andere (Reiz-)Mittel zurückgreifen müssen. „Das ist für mich als Darstellerin eine neue Herausforderung, sozusagen ein Schritt aus der Komfortzone, und eröffnet mir ganz neue Spielmöglichkeiten.“ Mephisto schwanke zwischen Geschlechtern, Stimmungen, Aggregatzuständen, schlüpfe in Tier, in Baum, in Stein. Felicitas Heyerick: „Ein Schlaraffenland für jede Schauspielerin.“ Lilian in „Die Drei von der Tankstelle“ biete dazu den perfekten Ausgleich, lässt sie ihre Gedanken fließen: „Magie der Nostalgie, klare Rollenverteilung, romantische Ausflüge, Wind im Haar, umgeben von männlichem Charme, schöne Kleider und diese Lieder im Ohr – was ich alles auch liebe.“

Felicitas Heyerick ist in den Schweizer Bergen geboren und aufgewachsen. Auf dem Weg zum Abitur mit Schwerpunkt Musik am Gymnasium Kloster Disentis stand sie zum ersten Mal in einem Brecht-Stück auf der Bühne. Nach ihrem Abschluss an der „European Film Actors School“ in Zürich ließ sie sich am renommierten „Lee Strasberg Theatre & Film Institute“ in Los Angeles weiterbilden. Für ihre künstlerische Tätigkeit und ihr schauspielerisches Engagement in Graubünden erhielt sie den kantonalen Förderpreis und den Anerkennungspreis der Stadt Chur. Sie gewann den Wettbewerb für professionelles Kulturschaffen und entwickelte daraus ihr eigenes Bühnensolo.