Wie geht’s den Gandersheimer Domfestspielen? Ein Interview aus den Homeoffices
Die Gandersheimer Domfestspiele haben sich in die Kreativität zurück gezogen. Intendant Achim Lenz bereitet mit seinem Ensemble die vier Produktionen der 62. Spielzeit vor, die ab dem 21. Juni Premiere haben sollen. Geschäftsführer Thomas Groß kümmert sich um den wirtschaftlichen Teil des größten professionellen Freilichttheaters in Niedersachsen. Wie ist die aktuelle Lage? Ein Interview aus den jeweiligen Homeoffices der beiden.
Wie können wir uns eine Vorbereitung auf ein Theaterstück vorstellen, wenn die Beteiligten nicht gemeinsam in einem Raum sein können?
Achim Lenz: Das funktioniert eigentlich ganz gut über Video-Konferenzen via Skype, Facetime oder auch Jitsi Meet. Das Gute dabei: Man kann irgendwo gemütlich herumlümmeln und sich auch mal einen Kaffee machen, das iPad ist immer dabei. Es lassen sich konkret Dinge zeigen (zum Beispiel haben Ausstattungsleiterin Sandra Becker und ich den Bühnenbildentwurf zu „Faust“ so besprochen). Die Art der Kommunikation führt auch dazu, dass man nicht durcheinander reden kann, man muss den anderen immer aussprechen lassen. Gar nicht so schlecht und gar nicht so einfach.
Wenn es keine Corona-Pandemie geben würde, wie würde die Vorbereitung auf die Spielzeit zum jetzigen Zeitpunkt dann aussehen?
Achim Lenz: Da unsere Proben noch nicht begonnen haben, würde das in etwa so ablaufen wie jetzt. Denn das Ensemble ist ja noch nicht da und die Besprechungen mit den „Leading Teams“, welche die einzelnen Inszenierungen produzieren, finden immer hauptsächlich im Ferngespräch statt, da wir alle an unterschiedlichen Orten in Europa wohnen. Eigentlich würde in wenigen Tagen unser Festspielmagazin erscheinen. Wir haben das Heft trotz allem inhaltlich vorbereitet und werden es sofort drucken lassen, sobald eine Entscheidung über die Spielzeit getroffen werden kann.
Thomas Groß: Alle Gewerke der Domfestspiele sind sehr gut auf die Saison vorbereitet. Auch unser neues Probenzentrum bekommt gerade den letzten Schliff. Von uns aus könnten die Proben also Mitte Mai beginnen!
Welche Bedeutung kommt dem Motto „Morgen ist jetzt“ in der aktuellen Lage zu?
Achim Lenz: „Morgen ist jetzt“ ist unsere Aufforderung, sich der Gegenwart zu stellen, heute den Augenblick zu nutzen und nichts auf Morgen zu verschieben. Eine Anregung für das Spielzeitmotto habe ich mir aus dem „Faust“ geholt: „Verweile doch, du bist so schön“, heißt es bei Goethes Klassiker. Dies sagt Faust zu dem Moment, in welchem er das höchste Glück und Genugtuung erfährt, in welchem er zufrieden und am Ziele angekommen ist. Wir befinden uns alle auf dem Weg zu diesem Augenblick, aber solange wir ihn nicht erreicht haben, gilt es nach vorne zu schauen.
Die Domfestspiele sind auch ein Wirtschaftsbetrieb, was sind da die aktuellen Hauptaufgaben?
Thomas Groß: Wir haben eine große Verantwortung für das gesamte Team, für unsere Festspielfamilie. Ich stehe zurzeit im engen Dialog mit unseren Förderern und Sponsoren, führe viele Gespräche mit der Politik in Bund und Land sowie mit unseren anderen Vertragspartnern. Wenn es eine Chance in dieser Krise gibt, dann ist das nach meiner Beobachtung ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl und ein stärkeres solidarisches Handeln.
Was können Sie den Zuschauern sagen, die bereits Karten gekauft haben oder sich jetzt gerne Tickets sichern möchten?
Thomas Groß: Wir haben ein treues Publikum, das sich auf uns verlassen kann. Rund 30.000 Tickets sind schon verkauft, das ist ein großer Vertrauensvorschuss. Falls wir die bittere Entscheidung treffen müssen, in diesem Jahr kein Sommertheater vor dem Domportal spielen zu können, gibt es in jedem Fall für gekaufte Karten einen Gutschein oder das Geld zurück. Die Kartenzentrale der Gandersheimer Domfestspiele an der Stiftsfreiheit ist zwar geschlossen, um den Infektionsschutz gewährleisten zu können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aber telefonisch unter 05382 73 777 für Kartenkäufe erreichbar. Auch über die Website können weiterhin Karten gebucht werden: www.gandersheimer-domfestspiele.de.
Geschäftsführer Thomas Groß (l.) und Intendant Achim Lenz im Gespräch. Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Julia Lormis
Hinweis: Bei dem Archivfoto handelt es sich um eine Aufnahme, die vor der Corona-Pandemie entstanden ist.