Ensemble dieses Theatersommers willkommen geheißen
Der erste Frühsommerabend dieses Jahres gehörte auf der Stiftsfreiheit dem Begrüßungsfest der Gandersheimer Domfestspiele: Kein Sitzplatz war mehr frei, als am Montag vor der Tribüne die Schauspielerinnen und Schauspieler das erste Mal in dieser 65. Spielzeit vor ihr Publikum traten. Intendant Achim Lenz stellte sein 20-köpfiges darstellendes Ensemble vor, darunter bekannte und viele neue Gesichter. Alle hatten einen Song oder ein Gedicht für ihr Publikum vorbereitet – von Max Raabes „Irgendwas ist immer“ passend zum Motto der Spielzeit bis zu „Valerie“ von Amy Winehouse reichte die Bandbreite. Offiziell wurde das Festspielensemble zuvor im Kaisersaal von der Stadt Bad Gandersheim und der Gandersheimer Domfestspiele gGmbH willkommen geheißen.
„Mit ihrem Kommen beginnt hier die schönste Jahreszeit“, sagte Bürgermeisterin Franziska Schwarz. Sie freute sich, dass jetzt in Bad Gandersheim das richtige Theater mit guten Schauspielerinnen und Schauspielern beginne. Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Schwarz hieß ebenso wie Pröpstin Meike Bräuer-Ehgart und Ilka Brodtmann, stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins, das Team auf, hinter und neben der Bühne in Bad Gandersheim willkommen. Es erwarte alle ein breit und vielfältig aufgestelltes Programm, zu sehen sein werde etwas zum Lachen, es werde aber auch zum Nachdenken anregen, sagte Schwarz.
Es gebe für einen Intendanten nichts Schöneres zu sehen, als die Menschen, die man mit seinem Team zusammengebracht habe, sich in die gemeinsame Arbeit stürzen, sagte Achim Lenz. Nun werde das Gefäß „Domfestspiele“ mit Leben, mit Ideen, mit Geschichten und mit Haltung gefüllt. „Ohne Haltung keine Szene, ohne Haltung keine Rolle, ohne Haltung kein Theater.“ Lenz wünschte sich von seinem Ensemble, dass dieses nach seiner Haltung suche und sobald es sie gefunden habe, diese einsetze, überprüfe, propagiere und klar vor sich hertrage und kundtue. „Wir positionieren uns, wir zeigen auf, wie wir in einem modernen Kulturbetrieb arbeiten wollen“, sagte der Intendant. „Wir machen deutlich, sobald wir auf der Bühne stehen, was wir von dieser Welt halten. Wir kritisieren sie, wir halten dem Publikum den Spiegel vor, wir machen Theater im besten Sinne, wir zeigen auf, wie die Welt sein könnte.“
Solle man leichtes Sommertheater in der Kulisse von Hass und Elend, von Krieg und Verfolgung, Armut und Krankheit, Hunger und Verwüstung überhaupt wagen? Am Ende der Spielzeit, nach der letzten Vorstellung, werde die Antwort auch in diesem Jahr wieder Ja lauten, prophezeite Achim Lenz. „Zum Glück gibt es das professionelle Sommertheater, das nicht nur seichte Unterhaltung bietet, sondern auch aufreibt, Fragen stellt, Geschichten spiegelt, Gefühle weckt, und eben nicht nur rauszieht aus der Welt, sondern uns auch wieder direkt hineinkatapultiert, hoffentlich mit der Erkenntnis von Lösungsansätzen, menschlichem Verständnis, intelligenter Kommunikation und vor allem mit Haltung.“ Die Künstler seien heute stärker denn je gefordert, Geschichten zu erzählen – über das Zusammenleben, über die Liebe, über Lebensentwürfe, über den einzelnen Lebensweg und den gemeinsamen, sagte Intendant Achim Lenz.
Intendant Achim Lenz begrüßte vor großer Zuschauerkulisse auf der Stiftsfreiheit das Ensemble dieses Theatersommers. Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram
Ellen Kärcher sang beim Begrüßungsfest „With every Breath I take“. Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram
Emily Seubert und Paul Schaeffer mit ihrem Gedicht zu „Alice“, begleitet von Ferdinand von Seebach. Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram