Pressestimmen zur Premiere 1984

„1984“, ein Literaturklassiker des 20. Jahrhunderts, wird in dem gleichnamigen Ein-Personen-Stück neu für die Bühne adaptiert. In der Inszenierung von „1984“ kann das Publikum den Kampf eines Einzelnen gegen den Unrechtsstaat verfolgen. Winston Smith versucht, sich gegen die Machthaber aufzulehnen und Gleichgesinnte zu finden. Doch Wahrheit und Lüge verschwimmen zunehmend.

Das schreibt Peter Krüger-Lenz im Göttinger Tageblatt (20.07.2024):

In diesem Jahr hat Franziska Detrez eine Bühnenfassung des Romanklassikers „1984“ von George Orwell geschrieben und selbst inszeniert. Das Ein-Personen-Stück mit Schauspieler Dominik Müller hatte jetzt Uraufführung auf der Studiobühne im Probenzentrum. (…) Für Müller ist es das erste monologische Stück, ein Brocken von eindreiviertel Stunden. Dass der Schauspieler den Abend alleine gestalten muss, verbindet ihn mit seiner Bühnenfigur. Auch Smith ist meist mit sich alleine. (…) Sehr hellsichtig war Orwell, als er 1949 diesen Überwachungsstaat und dessen Umgang mit der Wahrheit angekündigt hat. 1984 war das noch nicht so ausgeprägt, aber seit Alexa und Trump sind wir schon sehr weit fortgeschritten in dieser unheilvollen Entwicklung. Auf deren Spuren ist die Regisseurin und Autorin dieser Bühnenfassung unterwegs. Sehr konzentriert hat sie den Abend eingerichtet. Sehr viel Beifall gab es am Schluss vor allem für Müller. Am Ende applaudierte das Publikum im Stehen.

Das schreibt Ute Lawrenz in der HNA Northeim (20.07.2024):

Langanhaltenden Applaus bis zu Standing Ovations spendete das Publikum im vollen Probenzentrum der Gandersheimer Domfestspiele für George Orwells Dystopie „1984“. Franziska Detrez hat ihr Debüt als Einpersonenstück mit einem facettenreichen Dominik Müller in der Rolle von Winston Smith inszeniert. (…) Die Kamera nimmt Müller selbst in die Hand, setzt damit seine eigene Notlage in Szene. Filmend macht er die Zuschauer zu Überwachten. Plötzlich können sie sich selbst auf der Leinwand sehen.

Das schreibt Tina Fibiger in Gandersheimer Kreisblatt (22.07.2024):

Wie geschaffen für eine dramatische Nahaufnahme, ist diese Bühnenfassung des Romans von George Orwell, aus dem Regisseurin Franziska Detrez ein Stationendrama geformt hat. Die Menschen vernichtenden Strategien eines autokratischen Systems sind weiterhin das zentrale Thema, das in „1984“ reflektiert wird. Aber auf der Bühne des Probenzentrums bekommt das Szenario auch den Charakter einer Fallstudie. Da entdeckt jemand einen Rest von Lebensgefühl in einem System, das individuelle Gedanken und Emotionen gewaltsam verkümmern lässt, und stellt damit die herrschenden Verhältnisse in Frage. Dieser Winston Smith ist kein mutiger Zeitgenosse, der dramatisch opponiert. Und so lässt ihn auch Dominik Müller ängstlich tastend und oft sehr angespannt nach einem Freiraum forschen. Da scheint es noch einen Rest von Eigenleben zu geben, den der lauernde „Big Brother“ Blick offenbar nicht erfasst und für seine Zwecke manipuliert.

Das schreibt Petra Meyfarth in der Alfelder Zeitung (22.07.2024):

Die Inszenierung von Franziska Detrez setzt auf die beklemmende Wucht karger Bilder und das gleichzeitige Filmen des Geschehens. Die Bühne gleicht einer Laufbahn und geht mitten durch den Raum. Die Zuschauer sitzen rechts und links davon, „beobachtet“ von zwei überdimensionalen Projektionsflächen an den Rändern. So fühlt man sich als Teil dieser dystopischen Welt und wird gezwungen, sich mit den drängenden Fragen nach Freiheit, Kontrolle und Wahrheit auseinanderzusetzen. (…) Genial ist das Spiel mit der Hand-Kamera und eine weitere Herausforderung an den Schauspieler. Dominik Müller muss sich über eine Stunde und 45 Minuten nicht nur auf seinen Text konzentrieren, sondern zwischendurch auch immer wieder die Kamera neu positionieren, sodass sie ihn im Stehen, Gehen oder Liegen perfekt einfängt und auf die Leinwand projiziert. (…) Müller gibt Winston als Getriebenen mit nervösem Blick und Ringen unter den Augen. Ihm gelingt es mit nuancierter Mimik, den inneren Konflikt Winstons und seine verzweifelte Suche nach Wahrheit und Freiheit lebendig zu machen. (…) Standing Ovations für einen ungewöhnlichen Theaterabend, der zeigt, dass Orwells drastische Warnung vor dem Totalitarismus an Aktualität – leider – nichts eingebüßt hat.

Stehende Ovationen für Dominik Müller nach der Premiere von George Orwell „1984“.  Foto: Frank Bertram / Gandersheimer Domfestspiele gGmbH