Bilanz: Künstlerisch herausragende Spielzeit mit einem engagierten Ensemble

Die Gandersheimer Domfestspiele haben wenige Tage vor Ende der 66. Spielzeit eine positive Bilanz des Sommers gezogen. „Wir hatten eine künstlerisch herausragende Spielzeit, unser Spielplan kam gut an, wir konnten mit unserem engagierten Team auf, hinter und neben der Bühne beim Publikum punkten“, sagte Intendant Achim Lenz. „Von der Verwaltung über das künstlerische Betriebsbüro bis hin zur Abendgarderobe und der Technik haben in diesem herausfordernden Sommer alle einen herausragenden Einsatz gezeigt.“ Niedersachsens größtes professionelles Freilichttheater konnte wieder zahlreiche Besucherinnen und Besucher begrüßen: „Insgesamt wurden mehr als 52.000 Tickets verkauft, nach den zwei außergewöhnlich erfolgreichen Abba-Jahren, die bewusst nicht unsere Messlatte sind, ist das wiederum ein tolles Ergebnis“, bilanzierte Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Schwarz. „Mit allen Angeboten des Rahmenprogrammes werden in diesem Jahr erneut rund 60.000 Menschen an unseren Veranstaltungen in Bad Gandersheim teilgenommen haben.“

Nach den vorläufigen Zahlen werden die Produktionen insgesamt zu gut 75 Prozent ausgelastet gewesen sein. Die Gandersheimer Domfestspiele sind dankbar für ihr treues Publikum. Großen Zuspruch bei Zuschauern und Presse erhielten die Inszenierung des Schauspiels „Ein Sommernachtstraum“, die Musik-Produktionen „Walk the Line – die große Johnny-Cash-Show“ und „Cabaret – das Musical“ sowie das Familienstück „Der kleine König Artus“. Die nach dem starken Erfolg vergangenen Sommer wiederaufgenommene Studioproduktion von George Orwells „1984“ mit Dominik Müller war mit zwei Zusatzvorstellungen komplett ausverkauft. Auch das zweite Studiostück „Sie rufen außerhalb der Sprechzeiten an“ mit Miriam Schwan war nahezu ausverkauft.

Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Schwarz, Geschäftsführer Markus Kuhlmann und Intendant Achim Lenz danken allen Förderern, Unterstützern und Sponsoren für ihr Engagement, ohne das in Bad Gandersheim keine so herausragende Theaterarbeit möglich wäre. Der Theaterbetrieb ist in vielfacher Hinsicht ein Faktor für die Wirtschaftsförderung in Bad Gandersheim und der Region.

„Die Gandersheimer Domfestspiele haben in diesem Jahr erneut gezeigt, dass sie weit mehr sind als nur ihre Aufführungen vor der Stiftskirche“, sagt Intendant Achim Lenz. „Sie verbinden Menschen, schaffen Begegnungen und öffnen Räume für Gemeinschaft. Unser Rahmenprogramm – vom Begrüßungs- und Theaterfest über „Freitags im Zelt“, Lesungen und Konzerte bis hin zum Seniorennachmittag – wurde in diesem Jahr mit großer Offenheit und Neugier angenommen.“ So seien die Domfestspiele längst zu einem festen Bestandteil des Sommers in Südniedersachsen geworden. „Sie füllen Stadt und Region mit Leben, schenken Jung und Alt, Paaren und Familien gemeinsame Erlebnisse – und Momente, die bleiben.“ Intendant Achim Lenz dankt seinem Ensemble, es habe „die Welt ein bisschen heller gespielt“, so wie er es sich gewünscht habe. „Mit unserer Arbeit, mit unserer Haltung, mit unserer Kunst konnten wir vielen Menschen Hoffnung geben.“ Sein Ensemble habe Geschichten erzählt, die weh getan haben, die zum Lachen und zum Nachdenken und Mitfühlen gebracht haben. Die Resonanz habe ihm gezeigt, dass das Publikum an vielen Abenden nicht nur applaudiere, sondern verändert nach Hause gehe. „Sehr viele konnten unser Spielzeitmotto förmlich spüren: Alles wird gut – weil wir etwas dafür getan haben“, sagt Achim Lenz.

Zum 22-köpfigen darstellenden Ensemble gehörte Hagen-Goar Bornmann. Er war erstmals bei den Gandersheimer Domfestspielen dabei, verkörperte den Conférencier im Musical „Cabaret“ und spielte in „Walk the Line – die große Johnny-Cash-Show“ mit. „Ich denke an viele schöne Momente zurück“, sagt der ausgebildete Opernsänger. Da der Bariton erstmals unter freiem Himmel spielte, waren für ihn unter anderem in Kunstpausen schreiende Schwalben, die über der Tribüne ihre Kreise ziehen, eine Herausforderung, schmunzelt er. Hagen-Goar Bornmann erinnert sich besonders an eine „Cabaret“-Vorstellung mit einer Gruppe von Menschen mit geistiger Behinderung im Publikum und seine Szene, bei der er als Conférencier nach einer Persiflage auf Adolf Hitler und der Zerstörung des Clubs durch Nazis das Publikum frage: „Wo sind ihre Sorgen jetzt?“ Und in den stillen Moment habe ein Herr aus dieser Gruppe „Ich habe doch gar keine Sorgen“ hineingerufen. „Was ist, wenn er das bald nicht mehr behaupten kann?“ sei es ihm da durch den Kopf gegangen, sagt Hagen-Goar Bornmann: „Mit diesem Satz hat er mir deutlich gemacht, weiter dafür einzustehen, dass er als Mensch mit Behinderung dies weiter in Deutschland aus voller Überzeugung von sich behaupten soll. Ich habe dadurch gemerkt, wie relevant und akut die Rolle des Theaters ist.“

Mit der „Domspitzen“-Spende für einen gemeinnützigen sozialen Zweck, mit dem Programm beim Seniorennachmittag in Opperhausen und bei der Sonntags-Matinee in der Greener Kirche habe das Team auch wieder ein großes Engagement in der Region gezeigt, sagt Intendant Achim Lenz. Zu den kostenfreien Extra-Veranstaltungen des Rahmenprogrammes zählen das Begrüßungsfest, das Theaterfest, die drei Abende „Freitags im Zelt“ und zwei Lesungen im Klosterhof Brunshausen.

Mittlerweile im vierten Jahr haben die Gandersheimer Domfestspiele außerdem mehrere Vorstellungen mit Audiodeskription für Blinde und Sehbehinderte angeboten, auch eine junge Frau aus München kam mit ihrem Blindenführhund, um diesen Service zu nutzen. Für sie sei es mehr als ein Theaterbesuch gewesen, schrieb sie auf ihrem Instagram-Account: „Schon vor der Aufführung fand eine Tastführung für blinde und sehbehinderte Menschen statt. Ich konnte Kostüme, Requisiten und die Magie des Theaters mit den Händen „sehen“ – ein berührender Moment, der mich tief bewegt hat. Obwohl ich nichts sehen kann, konnte ich dank der einfühlsamen Beschreibung jedes Detail spüren – die Stimmungen, Bewegungen, Emotionen. Und all das unter freiem Himmel, inmitten dieses besonderen Ortes voller Geschichte und Atmosphäre. Ich bin unendlich dankbar für die Unterstützung, die ich bekommen habe, um an diesem Erlebnis teilzunehmen. Hier fühlte ich mich willkommen, gesehen – und ein Teil des Ganzen. Danke an alle, die solche Momente möglich machen. Ihr schenkt nicht nur Zugang – ihr schenkt Erinnerungen.“

Theaterpädagogik mit Lukas Keller

Seit September 2024 haben mehr als 1400 Menschen an den Projekten der Theaterpädagogik der Gandersheimer Domfestspiele teilgenommen. Hinzu kommen rund 2000 Zuschauer bei allen öffentlichen Veranstaltungen (Aufführungen, Abschlusspräsentationen, Jugendtheaterfestival etc.). Es gab gut 30 Projekte mit Schulen, Kindertagesstätten, der Paracelsus-Roswitha-Klinik und weiteren Kultur- und Jugendarbeitseinrichtungen aus dem Landkreis und darüber hinaus. Durchgeführt wurden die Spielclub-Projekte mit eigenen Inszenierungen und Aufführungen (DOMinis, DOMinos, ExtraEnsemble), das Jugendtheaterfestival „Raus damit!“, Ferienprojekte in Herbst und Sommerferien (Northeim, Bad Gandersheim, Einbeck-Kreiensen und Kalefeld/Echte), die „Festspielbande“, ein Plakat-Malwettbewerb, ein Aufführungsprojekt für die KiTa Hoppetosse in Wrescherode zu deren 30. Geburtstag, ein therapiebegleitender wöchentlicher Theater-Workshop für Menschen mit psychosomatischen Erkrankungen, spielzeitbegleitende Angebote wie Workshops zu Inszenierungen und Probenbesuche zu Vorstellungen der Gandersheimer Domfestspiele. Ausgebaut wurden die Nachgespräche bei den Schulvorstellungen, die dieses Jahr an vier Terminen mit guter Resonanz angeboten wurden.

Höhepunkt war das Jugendtheaterfestival „Raus damit!“ (5. bis 10. Juni 2025) in der Turner-Musik-Akademie Altgandersheim e.V. mit 70 teilnehmenden Jugendlichen aus Lüneburg, Braunschweig, Hameln, Einbeck und Bad Gandersheim. Und auch die neun Gastspiele mit den DOMinos (Alte Brauerei Northeim, Weltbühne Heckenbeck, Jugendkirche Marie in Einbeck) und dem ExtraEnsemble (Gärtnerei Dörries in Bad Gandersheim, Alte Brauerei in Northeim, Alte Synagoge in Einbeck, Jacobson-Haus in Seesen, Miara Ranch in Lamspringe, Schloss Herzberg), die nicht nur die Spielclubs hinaus in die Region getragen haben sondern auch die Domfestspiele. „Inzwischen bekomme ich tatsächlich weitere Anfragen von neuen Orten für Gastspiele mit dem ExtraEnsemble – und die Orte wo wir waren, möchten eigentlich alle, dass wir wiederkommen“, erzählt Theaterpädagoge Lukas Keller. „Mein persönliches Highlight war die Inszenierung von Richard III. mit den DOMinos. Dass sich Jugendliche freiwillig auf so etwas einlassen: Shakespearee lesen, gefallen daran finden, komplett neuen Text zu schreiben, dann zu inszenieren und aufzuführen. Hut ab vor den Jugendlichen!“ Aktuell plant Lukas Keller mit der Gärtnerei Arne Dörries eine Wiederaufnahme dieses Stücks im Dezember.

Die 67. Spielzeit des größten professionellen Freilichttheaters in Niedersachsen dauert vom 14. Juni bis 16. August 2026. Der Spielplan wird rechtzeitig vor dem Start des Vorverkaufs präsentiert.

Theaterpädagoge Lukas Keller, Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Schwarz, Intendant Achim Lenz, Geschäftsführer Markus Kuhlmann und Ensemble-Mitglied Hagen-Goar Bornmann (v.l.).

Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram