Agnetha, Björn, Anni-Frid und Benny: Diese vier sind ABBA bei den Gandersheimer Domfestspielen
Ihre Songs kennt wohl jeder: „Waterloo“, „Mamma Mia“, „Dancing Queen“ oder „The Winner Takes It All“ und viele mehr. Die Gandersheimer Domfestspiele präsentieren in diesem Sommer vor der Stiftskirche das große ABBA-Konzert als Hommage an die schwedische Band der Superlative. Wer übernimmt die Hauptrollen dieser musikalischen Zeitreise durch die Geschichte von ABBA, gespielt von der achtköpfigen Festspielband, neu arrangiert von der musikalischen Leiterin Patricia Martin? Intendant Achim Lenz, der „Dancing Queen – das große ABBA-Konzert“ auf der Bühne einrichtet (Premiere am 23. Juni), hat jetzt die Besetzungen für die Rollen von Agnetha Fältskog, Björn Ulvaeus, Benny Andersson und Anni-Frid Lyngstad bekannt gegeben: Nadine Kühn ist Agnetha, Stefan Stara ist Björn, Tim Müller ist Benny und Jessica Trocha ist Anni-Frid bei „Dancing Queen – Das große ABBA-Konzert“.
Schon früh war klar, dass Tim Müller die Rolle von Benny übernehmen wird. „Seine Stimme passt perfekt“, sagt Achim Lenz. Der Hildesheimer ist bei den Gandersheimer Domfestspielen kein Unbekannter, in den vergangenen Spielzeiten begeisterte er als „Berger“ im Musical „Hair“, war vor einem Jahr der Sir Lancelot in Monty Python’s „Spamalot – Die Ritter der Kokosnuss“. Auch als Phoebus in „Der Glöckner von Notre Dame“, als Nick Hurley im Tanzmusical „Flashdance“ und als King Louie in „Das Dschungelbuch“ spielte er sich in die Herzen der Zuschauer der Gandersheimer Domfestspiele. Tim Müller absolvierte seine Ausbildung zum Diplom-Musicaldarsteller in der Abraxas Musical Akademie in München. Er hatte die Hauptrolle in der Uraufführung von Dietrich Grönemeyers Musical „Der kleine Medicus“, spielte bei der Europa-Tournee von „Anatevka“ mit Tony Marshall die Rolle des Fedja. Von 2010 bis 2018 war Tim Müller Mitglied der Musicalcompany des Theater für Niedersachsen in Hildesheim. Dort war er in 35 Musicalproduktionen zu sehen. „Die Musik von ABBA ist zeitlos, sorgt für gute Laune“, freut sich Tim Müller im Sommer ein Teil der Band sein zu dürfen „und in strahlende Augen und auf mitschwingende Körper zu blicken“.
Bei der Audition im vergangenen Dezember hat das Team der Gandersheimer Domfestspiele die Anni-Frid des Gandersheimer Sommers entdeckt: Jessica Trocha. Die junge Künstlerin hatte zuletzt ihr erstes Festengagement am Theater Wilhelmshaven, wo der ehemalige Gandersheimer Regisseur Olaf Strieb heute Intendant der Landesbühne Niedersachsen Nord ist. Jessica Trocha ist Musicaldarstellerin, Schauspielerin und Choreografin. Sie machte zunächst ihren Bachelor in angewandter Literatur- und Kulturwissenschaft an der TU Dortmund, bevor sie 2016 an die Folkwang Universität der Künste in den Fachbereich Musical wechselte. Das Musical neu, interdisziplinär, feministisch und politisch zu denken ist für Jessica Trochas künstlerische Arbeit von zentraler Bedeutung. Gemeinsam mit ihrem Kollektiv gewann sie den Folkwangpreis 2019 für ihre erste Stückentwicklung des Musicals „Wo man Feststeckt“ und war im selbigen Jahr Finalistin beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin. „Als Musicaldarstellerin denke ich beim Hören von ABBA-Songs automatisch an das Musical Mamma Mia“, sagt Jessica Trocha. „Deswegen bin ich sehr gespannt auf die konzertante Stückentwicklung von Dancing Queen und vor allem darauf, in die Biografien der Menschen einzutauchen, die diese Musik geschrieben haben.“
Den Björn des Gandersheimer ABBA-Sommers kennen Achim Lenz und seine musikalische Leiterin Patrica Martin von der Folkwang-Hochschule. „Stefan Stara ist der perfekte Björn“, sagt Lenz, „er sieht sogar so aus“. Stefan Stara absolvierte zunächst eine Schlagzeugausbildung am Institut für Popularmusik in Duisburg, bevor er das Studium zum Bühnendarsteller an der Folkwang Universität der Künste in Essen aufnahm und mit dem Diplom abschloss. Noch während des Studiums wurde er für die Deutschlandpremiere von „Titanic“ in Hamburg engagiert. In der Uraufführung von „Die 13 ½ Leben des Käpt’n Blaubär“ spielte er den Professor Nachtigaller und in der Deutschlandpremiere von „Wicked – Die Hexen von Oz“ den Moq. Zuletzt war Stefan Stara am Deutschen Theater in München engagiert, wo er in „Der Schuh des Manitu“ den Listigen Lurch spielte und ist auch in diesem Jahr wieder mit dem Chormusical „Martin Luther King“ auf Tour. „Ich bin mit ABBA aufgewachsen und ich glaube, dass es kaum einen Menschen gibt, der nicht wenigstens einen ABBA Song kennt“, sagt er. „Außerdem freue ich mich auf die Kostüme.“
Schwieriger wurde es, die Powerstimme der Agnetha zu finden. „Wir haben viele Sängerinnen gehört und wollten keine Abstriche machen in die eine oder andere Richtung“, erzählt Achim Lenz. Schließlich haben Patrica Martin und er Nadine Kühn entdeckt, die bei der musikalischen Leiterin in Essen vorgesungen hat. „Wir waren sofort begeistert von ihrem Können“, sagt Lenz. Ihre erste Rolle in einem Musical hatte Nadine Kühn bereits im Alter von 15 Jahren. Seitdem war sie deutschlandweit in den verschiedensten Musicalproduktionen zu sehen. Unter anderem als Audrey in „Der kleine Horrorladen“ oder als „Bibi Blocksberg“ im gleichnamigen Musical. Mit der englischsprachigen Produktion von „Hair – the Musical“ tourte sie als Jeannie durch ganz Europa. Der Sommer 2019 führte Nadine Kühn nach Fulda zu „Die Päpstin“ und „Bonifatius“. 2021 ging es für die vielseitige Sängerin nach Berlin zu „Stars in Concert“ als Olivia Newton John und direkt danach als Piratin zu „Die Schatzinsel“ nach Hameln/Füssen. Im vergangenen Herbst ging es für sie mit dem Musical „The Addams Family“ als Wednesday Addams auf Tour. Nadine Kühn freut sich sehr darauf, im Sommer in Bad Gandersheim ein wenig ABBA-Magie verbreiten zu dürfen. „Mich begleitet die Musik von ABBA schon seid ich ein kleines Kind war, und sie verlor nie ihren Zauber“, sagt sie. „Agnetha ist eine großartige Sängerin und strotzte nur vor Energie und Bühnenpräsenz. Innerlich war sie jedoch oft zerrissen, weil sie eigentlich eher introvertiert ist. Und spätestens als ihre Kinder zur Welt kamen, wollte sie den Fokus mehr auf ihre Familie legen. Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung und auf diese wunderbare Rolle.“
Die musikalische Leiterin Patricia Martin verspricht, bei dem Konzert-Abend die Musik von ABBA sprechen zu lassen, mit all den Emotionen und Lebenserfahrungen die Geschichte der vier Menschen hinter den vier Buchstaben der schwedischen Erfolgsband zu erzählen. Sie arrangiert eine eigene Version für die Domfestspielband. „Wir hören ABBA, wie wir’s kennen und lieben, kreieren gleichzeitig unseren eigenen Sound“, sagt Patricia Martin. Durch die viele autobiografischen Bezüge treffen die Lieder jeden persönlich – ob es die „Dancing Queen“ ist, „young and sweet, only seventeen“, oder aber „The Winner takes it all“.
Sie sind ABBA in Bad Gandersheim (v.l.): Nadine Kühn (Agnetha), Tim Müller (Benny), Jessica Trocha (Anni-Frid) und Stefan Stara (Björn).
Fotos: Mirja König, annasophiephotography, Valeria Mitelman, Claudia Dilay Hauf (v.l.).