Stellungnahme zum Christopher-Street-Day (CSD) in Bad Gandersheim

„In den vergangenen Tagen haben uns vermehrt Anfragen zu der am 10. August in Bad Gandersheim von mehreren Gruppen geplanten CSD-Veranstaltung erreicht. Die Gandersheimer Domfestspiele sind weder Veranstalter noch Organisator dieser Veranstaltung, aber wir finden es gut, dass es solche Veranstaltungen gibt, die auf die wieder deutlich zunehmende Diskriminierung von Menschen hinweist. Unser Grundgesetz enthält nicht ohne Grund in Artikel 3 ein Diskriminierungsverbot. Es besagt, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und niemand aufgrund seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen oder seiner Behinderungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf.

Weltweit, aber auch in Deutschland erleben wir aktuell eine andere Entwicklung. Gerade haben uns Vorfälle u.a. bei unserer Partnerbühne in Schwäbisch Hall unter dem früheren Gandersheimer Intendanten Christian Doll erschüttert. Dort wurde Ende Juni ein Schauspieler des Stücks „West Side Story“ von Jugendlichen körperlich angegriffen und mit rassistischen und homophoben Beleidigungen beschimpft.

Die Domfestspiele finden es wichtig und gut, dass nach solchen Ereignissen nicht einfach zur Tagesordnung übergegangen wird, sondern dass es überall Veranstaltungen gibt, die diese Angriffe auf unsere Demokratie verurteilen und die sich für das in Deutschland verfassungsmäßig garantierte Diskriminierungsverbot stark machen. 

Das gilt auch für die Veranstaltung am kommenden Sonntag in Bad Gandersheim. Selbstverständlich steht es auch den Mitgliedern unseres Ensembles frei, an der Veranstaltung teilzunehmen und sie auch mit zu organisieren. Das ist ihr gutes demokratisches Recht und dazu brauchen sie keine Genehmigung der Gandersheimer Domfestspiele als ihrem Arbeitgeber.

Gerade angesichts der aktuellen Vorfälle gegen Kulturschaffende stehen die Gandersheimer Domfestspiele solidarisch an der Seite derjenigen, die von Diskriminierung, rassistischen und homophoben Beleidigungen betroffen sind und sprechen sich für ein vielfältiges, demokratisches Bad Gandersheim aus. Diversität und Respekt vor anderen Lebensweisen dürfen in Deutschland nie wieder in Gefahr geraten. Das zeigen die Gandersheimer Domfestspiele in diesem Jahr u.a. auch in der Inszenierung des Musicals „Cabaret“. Ein Team mit Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher sexueller Ausrichtung ist für die Gandersheimer Domfestspiele selbstverständlich, bereichernd und auch unverzichtbar.

Wir als Festspiele bekennen uns zu gelebter Diversität – ihr Ziel ist erreicht, wenn sie nicht mehr thematisiert werden muss.“

Uwe Schwarz, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Gandersheimer Domfestspiele gGmbH

Achim Lenz, Intendant