Wie Regisseur Bruno Klimek seinen „Graf von Monte Christo“ inszenieren will
Spannung, Herzschmerz, Witz und Romantik, waghalsige Duelle und starke Dialoge: Alles das verspricht „Der Graf von Monte Christo“ bei den Gandersheimer Domfestspielen im Sommer. Das Schauspiel von Bert van Derghem mit Live-Musik von Ferdinand von Seebach wird von Bruno Klimek inszeniert. Mit der Premiere am 16. Juni wird die 64. Spielzeit offiziell eröffnet. Der Regisseur ist erstmals vor der Stiftskirche dabei. Bruno Klimek beschäftigt sich zurzeit intensiv damit, wie er die Geschichte über enttäuschte Liebe und Rache auf die Bühne bringen will. Manches ist noch zu besprechen, einiges wird noch nicht verraten, aber dass es Fechtszenen zu sehen geben wird, das steht für den Regisseur fest. „Ja, unbedingt“, sagt er. Zur Rolle der Live-Musik hat sich Bruno Klimek in Berlin mit mit musikalischen Leiter Ferdinand von Seebach getroffen, intensiv hat er sich auch schon mit der Kostümbildnerin ausgetauscht, seine Pläne zum Bühnenbild wird er noch mit dem Technik-Team besprechen.
„Mir ist es wichtig, den Kern des Stoffes herauszuarbeiten: wie einer aufgrund verbrecherischer Umtriebe mehr oder weniger enger Freunde in eine katastrophale Lage gebracht wird und versucht, ein verlorenes Leben zu rächen“, schildert Bruno Klimek seine Herangehensweise an das Stück. Als Edmond Dantés nach fast 20 Jahren die Flucht aus dem Kerker gelingt und er als Graf von Monte Christo bestürzt feststellen muss, dass seine große Liebe einen seiner Erzfeinde geheiratet hat, will er nur noch Vergeltung. Den Regisseur fasziniert die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens: „Die Rache wird ihm das Leben nicht ersetzen können, das er nicht leben durfte“, sagt er. „Diejenigen, die ihm sein Leben zerstörten, sind auch nur moralisch und charakterlich bedauernswerte Wichte. Ihre Siege und Erfolge scheinen beachtlich zu sein, in Wirklichkeit sind sie fad.“ Bruno Klimek möchte deutlich machen, dass wir als Zuschauer uns alle mit Dantès zwar nach Vergeltung sehnen und es uns mit Genugtuung erfüllt, dass die Verräter schließlich ‚bestraft‘ werden. „Aber von der Genugtuung wird keiner satt. Dantès so wenig wie wir“, sagt Klimek.
„Meine Inszenierungen – gleichviel ob für die Oper oder fürs Schauspiel – sind in erster Linie an den Figuren, also den Darstellenden interessiert“, erklärt der Regisseur. „Wenn dabei auch noch fesselnde Bilder entstehen: umso besser. Über die Figuren können sich die Zuschauer mit Schicksalen, Vorgängen und Handlungen identifizieren. Dadurch bleiben sie in das Geschehen involviert und sind gespannt, wie die Sache ausgehen wird. Sie bekommen keine Gelegenheit, sich zu langweilen und bleiben empfänglich für möglicherweise tiefer gehende und nachhaltige Erkenntnisse.“
Bruno Klimek ist Opern-und Schauspielregisseur, Bühnenbildner, Autor, bildender Künstler und Hochschullehrer. Geboren in Stuttgart, hat er seit 1982 zahlreiche Schauspiele und Opern inszeniert, zum Teil in eigenen Bühnenbildern. 1985 bis 1987 war er Spielleiter an den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld/Mönchengladbach, 1988 bis 1992 Oberspielleiter am Nationaltheater Mannheim und 1996 bis 2000 Schauspieldirektor am Nationaltheater Mannheim. Seit 2006 ist Bruno Klimek Professor für Szenische Ausbildung/Gesang_Musiktheater und seit 2011 Dekan des Fachbereichs Darstellende Künste an der Folkwang Universität der Künste in Essen. 2016 hat er den österreichischen Musiktheaterpreis für die Beste Regie für „Adriana Lecouvreur“ erhalten. Bruno Klimek ist Mitglied der Akademie der Darstellenden Künste.
Inszeniert „Der Graf von Monte Christo“ in Bad Gandersheim: Bruno Klimek. Foto: Matthias Stutte KR