Jugendtheaterfestival Raus damit vom 5. bis 10. Juni mit fünf Theaterclubs

In diesem Jahr heißt es wieder „Bühne frei“ für Jugendspielclubs der Theater Südniedersachsens und weit darüber hinaus beim Jugendtheaterfestival „Raus damit“ der Gandersheimer Domfestspiele. Insgesamt fünf Theaterclubs mit rund 70 Jugendlichen treffen sich vom 5. bis 10. Juni in den Räumen der Turner-Musik-Akademie (TMA) in Altgandersheim. Nach Bad Gandersheim kommen das Theater Lüneburg, das Theater Hameln, das Staatstheater Braunschweig sowie Schülerinnen und Schüler der Goetheschule Einbeck. Auch der Jugendspielclub DOMinos der Gandersheimer Domfestspiele wird dabei sein und zum Auftakt noch einmal seine gefeierte Shakespeare-Inszenierung des Dramas „Richard III.“ zeigen. „Ich freue mich auf kreative Workshops und die Aufführungen unserer Gäste – und dass wir gegenüber dem Festival vor zwei Jahren die Zahl der teilnehmenden Jugendlichen noch einmal steigern können“, sagt Theaterpädagoge Lukas Keller, der das Jugendtheaterfestival „Raus damit“ organisiert und leitet.

Das Festival steht dieses Jahr unter dem Motto „Noch nicht“, welches die eingeladenen Produktionen der Jugendgruppen und die Workshops prägt. „Wir haben noch nicht wieder herrschenden Faschismus in Deutschland, der Klimawandel ist noch nicht unaufhaltbar, eine allmächtige KI regiert noch nicht unseren Alltag, ein Diktator wie Richard III. herrscht noch nicht über unser Land“, erläutert Lukas Keller.

Eine Woche lang von Donnerstag bis Dienstag (5. bis 10. Juni) heißt es „Raus damit“ für die Jugendtheaterclubs und ihre Theaterproduktionen und kreativen Ideen. Sechs Tage lang können sich junge Menschen ab 14 Jahren in verschiedenen Workshops und Präsentationen ausprobieren und ihre Bühnentalente zeigen. In diesem Jahr findet das Festival in der Turner-Musik-Akademie in Altgandersheim statt. Künstlerinnen und Künstler aus den Bereichen Schauspiel, Tanz, Performance, Poetry Slam, Figurenspiel und Körpertheater erarbeiten zudem mit den jugendlichen Teilnehmenden die Woche über kleine Theaterstücke, die zum Abschluss am 9. Juni (Pfingstmontag) um 19.30 Uhr bei einem Fest in der Turner-Musik-Akademie gezeigt werden. Der Eintritt an diesem Abend ist frei.

Abends sind Aufführungen der verschiedenen Jugendtheaterclubs geplant, die jeder in der TMA in Altgandersheim besuchen kann. Tagsüber finden künstlerische Workshops statt, in denen die Teilnehmenden neue Techniken und kreative Ausdrucksformen des Theaters erlernen können. Zwischendrin bleibt Zeit für Abenteuer, Freizeit und Unfug. Die Aufführung finden immer um 19.30 Uhr im Saal der Turner-Musik-Akademie statt. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

Die DOMinos zeigen am Donnerstag, 5. Juni, um 19.30 Uhr noch einmal das Drama „Richard III.“. Den Shakespeare-Klassiker haben die Jugendlichen unter Leitung von Theaterpädagoge Lukas Keller vollständig neu gedichtet und modern inszeniert. An die Stelle von Shakespeares Sprache und August Wilhelm Schlegels Übersetzung tritt eine moderne, leichter verständliche Version, vollständig in gereimten Versen formuliert. Begleitet von Gitarren-Musik bringen die DOMinos das Drama auf die Bühne, das einen skrupellosen Politiker zeigt, der bereit ist jeden Preis zu zahlen, um König von England zu werden.

Am Freitag, 6. Juni, findet keine Aufführung in Altgandersheim statt, weil alle Teilnehmenden gemeinsam zum Staatstheater nach Braunschweig fahren und sich das Stück „#dieWELLE“ des dortigen Jugendklubs von Jochen Strauch anschauen. „Die Welle“ nach dem Roman „The Wave“ von Morton Rhue und der Kurzgeschichte „The Third Wave“ von Ron Jones aufführen – „ist es dafür nicht sowieso schon zu spät?“, fragt eine Spielerin. „In einer Zeit, in der rechte Parteien Zuspruch bekommen, die unsere demokratischen Spielregeln offen infrage stellen?“ Genau jetzt. Ein Experiment. Vermeintlich als Spiel entsteht in „Die Welle“ durch Disziplin und Gemeinschaft ein Wir-Gefühl. Die Welle reißt alle mit. Alles ist gut. Solange du dazu gehörst. Die anderen werden ausgegrenzt, bedroht und angegriffen. Die faszinierte Gruppe merkt nicht, wie aus dem Spiel ein totalitäres System wird und sie nur noch Instrumente der Bewegung sind. Der Versuch läuft aus dem Ruder. Wann ist es zu spät, die Gefahr zu sehen? Wann ist es zu spät, umzukehren? Die Jugendlichen befragen den weltberühmten Roman, entwickeln daraus eigene Standpunkte und Szenen.

Eine Aufführung des Theater Lüneburg ist am Sonnabend, 7. Juni, um 19.30 Uhr in der TMA in Altgandersheim zu sehen. „Programmierte Menschlichkeit“ heißt der Jugendclubabend mit einer Eigenproduktion. Ein Wald, ein Mischwald. Es ist heiß. Seit 34 Tagen wartet der Wald auf Regen. Fünf Freunden treffen sich im Wald. Sie wollten mal raus an diesem schönen Sommertag. Ihr Schlaf wird kurz sein, ein, zwei Stunden. Sie werden von einer Hitze geweckt werden, einem Feuer, sie werden einen Brand erleben, der jede Fantasie überholt. Die Zukunft, nach einem Waldbrand, der große Teile der Erde zerstörte. KI steuert nun das Leben der Menschen. Das Ziel dieser künstlichen Intelligenz ist, die Menschen vor dem Scheitern zu bewahren. Doch es regt sich Widerstand. Ganz vorsichtig wächst der Wunsch bei einer Gruppe von jungen Menschen selbst Verantwortung zu übernehmen und das eigene Leben frei zugestalten.

Das Theater Hameln zeigt am Sonntag, 8. Juni, um 19.30 Uhr eine Werkschau seiner Version von „Die Welle“. Ein Thema im Geschichtsunterricht – der Nationalsozialismus. Eine Frage – wie konnte das passieren? Und ein Experiment – die Welle. Die Lehrerin Berit Rosenberg führt mit ihrem Geschichtskurs ein Experiment durch, um der Frage nachzugehen, wie die Nationalsozialisten damals an die Macht kamen. Sieben Tage, feste Regeln, eine Gemeinschaft und Disziplin. Während sich im Kurs die sozialen Strukturen aufweichen und die Gruppe enger zusammenrückt, verstärken sich gleichzeitig die faschistischen Züge in der Gruppe. Nach und nach entgleitet Berit das Experiment, aus Spiel wird Realität, und als es bitterer Ernst wird, versucht Berit das Experiment zu stoppen. Das reale Experiment „The third wave“ des kalifornischen Highschool-Lehrers Ron Jones, das 1981 in dem erfolgreichen Roman „The Wave“ von Todd Strasser (Morton Rhue) beschrieben wurde, fasziniert bis heute. Was lässt eine Gruppe sich derart überlegen fühlen, dass sie meinen, besser zu sein als der Rest? Wer hinterfragt ein solches Gruppengebilde, und was passiert mit denen, die hinterfragen und zweifeln? In unserer aktuellen Weltlage scheint dieses Stück aktueller denn je zu sein.