Vorsicht an der Bahnsteigkante! Agatha-Christie-KlassikerMord im Orient-Express

Vorsicht an der Bahnsteigkante vor der Stiftskirche! Im Kriminal-Schauspiel „Mord im Orient-Express“ können die Zuschauer in diesem Sommer bei den Gandersheimer Domfestspielen auf Mördersuche gehen. Paul Schaeffer, der im vergangenen Jahr als „Graf von Monte Christo“ zu sehen war, spielt den legendären Detektiv Hercule Poirot, in dessen schwierigstem Fall es um eine Geschichte voller Romantik und Tragik sowie um Mord und Rachedurst geht. Mit Dominik Müller (Monsieur Bouc), Johannes Krimmel (Samuel Ratchett und Oberst Arbuthnot), Bas Timmers (Hektor MacQueen), Ellen Kärcher (Prinzessin Dragomiroff) und Eva Loska (Greta Ohlsson) spielen mehrere dem Publikum aus der vergangenen Spielzeit bekannte Darstellerinnen und Darsteller bei dem Klassiker mit. Regisseurin ist Sarah Speiser.

Die Schweizerin wird in diesem Sommer nicht wie sieben Jahre lang das Familienstück der Gandersheimer Domfestspiele inszenieren, sondern erstmals das Schauspiel: den Krimi „Mord im Orient-Express“. Darauf freut sie sich schon sehr. Der Stoff von Agatha Christie mit seinen skurrilen Figuren und der vertrackten Ausgangssituation passe auch gut zu ihr, zu ihrer Herangehensweise, eine Geschichte gemeinsam mit den Schauspielern zu entwickeln und auf die Bühne zu bringen, sagt Sarah Speiser, die ihr Physical Theatre Studium an der Folkwang Universität der Künste in Essen absolviert hat. Sie sei zwar Krimifan, aber Agatha Christie habe sie tatsächlich zuletzt als Teenagerin  gelesen. Um so spannender findet sie es, nun mit viel Tempo und Rhythmus (und auch Musik) die Figuren der Krimigeschichte so zu entwickeln, dass das Publikum berührt wird.

Der berühmte belgische Detektiv Hercule Poirot bucht eine Fahrt im legendären Orient-Express, um schnell von Istanbul nach London zu gelangen. Aber die unbeschwerte Zugreise ist nur von kurzer Dauer, völlig unvorhergesehen gerät der Zug in eine Schneeverwehung. Eine makabre Entdeckung versetzt die feststeckenden Reisenden in Furcht und Schrecken: Ein amerikanischer Mitreisender wird leblos in seinem Abteil aufgefunden, ermordet durch mehrere Messerstiche. Poirot nimmt sich der Aufklärung des Falls an, und da der Zug im Schnee feststeckt, kann niemand den Zug verlassen haben…

Sarah Speiser weiß natürlich, dass die meisten die Handlung des „Mord im Orient-Express“ kennen und wissen, wie die Sache ausgeht. Ein bisschen setze sie aber darauf, dass viele es wieder vergessen haben, lacht die Regisseurin. Immerhin sei bei Romeo und Julia auch jedem klar, wie es ende. Der Weg sei das Ziel und das Spannende für die Zuschauer. Einen verschneiten Dom im Sommer mit einem großen Zug-Bühnenbild werden die Zuschauer vergeblich suchen. Das ist aber gerade die Herausforderung, vor der Sarah Speiser mit ihrer Ausstatterin Sonja Elena Schroeder und ihrer Inszenierung steht. Phantasie ist gefragt, auch bei den Zuschauern. Wie zeige ich enge Räume, beispielsweise Zugabteile, auf der sehr großen Bühne? Wie mache ich auch für den Zuschauer in den oberen Rängen deutlich sichtbar, welche kleinen Indizien für die Mördersuche eventuell wichtig sind? Im Umkehrschluss: Wie kann ich verdeckt lassen, was bis zur Auflösung der Mördersuche versteckt gehört?