Theater mit Musik: „Der Hasenroman“ am 17. Oktober in der Stiftskirche Bad Gandersheim
Die Gandersheimer Domfestspiele und die Stiftskirchengemeinde Bad Gandersheim zeigen „Der Hasenroman“ (Clairieres dans le ciel) von Francis Jammes und Lili Boulanger am Sonnabend, 17. Oktober, um 20 Uhr in der Stiftskirche Bad Gandersheim. Mit dabei bei diesem Theater mit Musik sind Andrej Naumovich am Klavier und Sophia Körber (Gesang), außerdem die bekannten Schauspieler der Gandersheimer Domfestspiele, Denise Kiesow, Rebecca Stahlhut und Jan Kämmerer. „Ich freue mich über die künstlerische Zusammenarbeit unseres Intendanten Achim Lenz mit dem Kantor unseres langjährigen Partners Stiftskirchengemeinde“, sagt Geschäftsführer Thomas Groß über den Auftakt zu einem Herbst-Winter-Programm der Domfestspiele. Der Eintritt ist frei, Einlass ist 30 Minuten vor Beginn. Es gibt keine Tickets im Vorverkauf.
Liebevoll und poetisch beschreibt der französische Naturmystiker Francis Jammes (1868-1938) in seinem „Hasenroman“ von 1903 die für die Pyrenäen typischen Landschaften mit ihren Wildrosenhecken, Lorbeerbüschen und Wäldern, die Vielfalt der Wildblumen, das unter der Sommerhitze fahl flirrende Licht vor dem Ausbruch eines Gewitters.
Im „Hasenroman“ schickt Gott den Schutzheiligen der Tiere, Franziskus, auf die Erde. Die Tiere werden treue Begleiter des heiligen Franziskus, von dem sie sich auch dann nicht trennen wollen, als eine Hungersnot übers Land zieht. Ausgerechnet dem erdverbundenen, ängstlichen Zweifler, dem Hasen, kommt dann die Aufgabe zu, seine verhungerten Freunde ins Paradies zu führen. Aber der Hase wird im Himmel der Tiere nicht glücklich. So sehr sehnt er sich nach seinem irdischen Leben, dass er noch einmal auf die Erde zurückkehren darf, bevor sich sein Schicksal erfüllt.
Alles wird in Jammes’ Sprachkino vor den Augen des Lesers sichtbar: die Nachlese der Tiere auf abgeernteten Mais- und Kornfeldern, das Fest der Traubensammler, die Pappeln, die sich wiegen im Wind. „Man schmeckt die herbe Minze und bitter den wilden Thymian“, beschreibt Intendant Achim Lenz. „Der Tau auf Gräserspitzen, die sich unter der Berührung des flüchtenden Hasen neigen, die Bewegung des Möhrenkrauts, das den Besuch der Gefährtin des Hasen ankündigt, werden durch die Worte des Dichters zu Bildern von poetischer Kraft.“ Fransics Jammes wurde von Hermann Hesse ebenso bewundert wie von Rainer Maria Rilke, und seine Naturlyrik wird gerade wieder in der heutigen Zeit wichtig, wo Verlust und Schutz von Natur ins Zentrum gerückt sind.
Lili Boulanger (1893-1918) komponierte den Zyklus „Clairieres dans le ciel“ über die Gedichte von Francis Jammes in den Jahren 1913/14. Sie schreibt dazu: „All diese Melodien sollen mit dem Gefühl gesungen werden, eine Vergangenheit hervorzurufen, die voller Frische geblieben ist.“ Boulanger, die aus einer berühmten Musikerfamilie stammte, kämpfte sich als Frau an die Spitze der Komponistinnen in einer von Männern dominierten Kunstwelt.