Willkommen dem Ensemble des Theatersommers

Kein Sitzplatz war beim Begrüßungsfest auf der Stiftsfreiheit mehr frei, als vor der Tribüne die Schauspielerinnen und Schauspieler das erste Mal in dieser 66. Spielzeit vor ihr Publikum traten. Intendant Achim Lenz stellte sein 22-köpfiges darstellendes Ensemble vor, darunter viele bekannte, aber auch wieder einige neue Gesichter. Alle hatten einen Song oder ein Gedicht für ihr Publikum vorbereitet – von Max Raabes „Ein Tag wie Gold“ bis zu „Make you feel my love“ von Adele reichte die musikalische Bandbreite, daneben gab es unter anderem Akrobatik und einen „Sommernachtstraum to go“, Shakespeare im Schnelldurchlauf. Offiziell wurde das Festspielensemble zuvor im Kaisersaal von der Stadt Bad Gandersheim und der Gandersheimer Domfestspiele gGmbH willkommen geheißen.

„Willkommen in der fünften Jahreszeit, die alles heller, bunter und lebendiger macht“, sagte Bürgermeister Niklas Kielhorn – für ihn war’s die erste Ensemblebegrüßung in dieser Funktion. Die Gandersheimer Domfestspiele seien mehr als ein kulturelles Ereignis, „sie sind Herzstück, Aushängeschild und Stimmungsgeber“ in der Stadt, gehören zu ihr wie Roswitha, sind Teil der Identität.

Aufsichtsratsvorsitzender Uwe Schwarz hieß das 69-köpfige Team auf, hinter und neben der Bühne in Bad Gandersheim willkommen. Das diesjährige Motto „Alles wird gut“ stehe für Mut und Zuversicht, die Krise der Gesellschaft, den zunehmendes Hass und die Gefährdung der Demokratie überwinden zu können – vor allem durch mehr Solidarität und Gemeinsinn und auch durch die Mittel des Theaters, sagte Schwarz.

Pröpstin Meike Bräuer-Ehgart und Wiebke Ruf, die Vorsitzende des Fördervereins der Gandersheimer Domfestspiele, begrüßten in einer gemeinsamen Rede das Ensemble. „Wir schauen voller Zuversicht auf die neue Spielzeit und hoffen, dass das Ensemble unserer Stadt einen Sommernachtstraum schenkt, indem es die Stimmung in der Stadt magisch verwandelt“, sagte Ruf. „Nur wer sich bewegen lässt, kann selbst etwas in Bewegung bringen“, sagte Bräuer-Ehgart. „Dass sich in dieser Welt etwas zum Guten verändert, das brauchen wir alle mehr denn je.“

„Lasst uns Theater machen, lasst uns die Welt ein bisschen heller spielen“, appellierte Intendant Achim Lenz an sein Ensemble, das er nach zwei intensiven Probenwochen in Bad Gandersheim nun auch offiziell willkommen hieß. Alle Mitwirkenden auf, hinter und neben der Bühne seien Teil einer wunderbaren Gemeinschaft, die an das glaube, was Theater sein könne: Ein Ort der Begegnung, ein Ort der Wahrheit und ein Ort der Hoffnung. Das diesjährige Motto „Alles wird gut“ klinge ein wenig naiv, die drei Worte trügen aber eine Kraft in sich, die gerade jetzt kaum größer sein könne, sagte Lenz. Die Zeiten seien nicht leicht. Schon gar nicht für die Kultur. Der Druck wache von allen Seiten. Und auch jenseits der Bühne sei es laut geworden, sagte der Intendant. Populismus wachse, Gräben vertieften sich, die Sprache verrohe. „Und doch stehen wir hier. Und wir sagen: Alles wird gut“, erklärte Achim Lenz im Kaisersaal. „Nicht, weil wir blauäugig wären. Sondern, weil wir glauben. Weil wir wissen, was Theater vermag. Denn das Theater war immer schon mehr als Unterhaltung. Es war Widerstand, es war Trost, es war Aufbruch.“

Es sei die Aufgabe des Theaters, die Menschen zu berühren, sie zu inspirieren, sie für zwei Stunden aus der Schwerkraft ihres Alltags zu reißen – und ihnen etwas mitzugeben, das bleibe, sagte Intendant Achim Lenz. „Einen Gedanken. Eine Frage. Einen Hoffnungsschimmer.“ Gerade in einer Welt, die immer mehr auseinander drifte, brauche es Räume des Miteinanders. Und deshalb sei „Alles wird gut“ kein leerer Satz. Er sei ein Versprechen, welches das Theater einlösen könne. „Mit unserer Arbeit, mit unserer Haltung, mit unserer Kunst. Es ist unsere Verantwortung, den Menschen Hoffnung zu geben – aber nicht als Illusion, sondern als Kraft, aus der Veränderung erwächst.“ Lenz rief sein Ensemble dazu auf, gemeinsam Geschichten zu erzählen, die ehrlich seien, die weh tun dürften. Die zum Lachen bringen, zum Nachdenken, zum Mitfühlen. „Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass unser Publikum nicht nur klatscht – sondern verändert nach Hause geht. Dass Kinder sich verlieben ins Theater. Dass Zweifelnde Hoffnung schöpfen. Dass Wütende milder werden. Und dass alle spüren: Alles wird gut – weil wir etwas dafür tun.“

Intendant Achim Lenz begrüßte im historischen Kaisersaal das Ensemble des Theatersommers 2025. Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram

Sommernachtstraum to go: Eva Paulina Loska und Emily Seubert (r.) mit einem Schnelldurchlauf des Shakespeare-Klassikers. Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram

Roman Roth mit dem „Folsom Prison Blues“ von Johnny Cash.  Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram