Pressestimmen zur Premiere „Ein Sommernachtstraum“
Mit der turbulenten Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ ist die 66. Spielzeit offiziell eröffnet worden. Der meistgespielte Shakespeare-Klassiker ist in einer packenden Neuinterpretation von Regisseurin Sarah Speiser vor der Stiftskirche zu erleben. Mit viel fantastischer Musik, akrobatischen Einlagen und starkem physischen Schauspiel brilliert das Ensemble der Gandersheimer Domfestspiele.
Das schreibt Ute Lawrenz in HNA (23.06.2025):
Es ist ein Abend für gute Laune. Das Gute bei der lnszenierurg: Wer mag, nimmt sich nur die unterhaltsamen Seiten. Wer mehr will, der wird eingeladen, über die dunklen Seiten von Menschen nachzusinnen, über Manipulation, Kontrollverlust, Triebe. Die durchdachte Inszenierung lässt Raum für vieles. (…) Ein sportlich-rasantes Sommermärchen, in dem Traum und Wirklichkeit verschwimmen, hat eine agile Crew zur Eröffnung der Gandersheimer Domfestspiele gezeigt. ln Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ inszeniert von Sarah Speiser, geht es munter drunter und drüber. Dem Publikum gefiel‘s, es gab Standing Ovations. (…) Ein gelungener Abend vor fast 1000 Menschen. Als das Zuschauerpaar vom Anfang aufwacht, tut sich wie von selbst die Frage auf, ob das alles nur ihr Traum war.
Das schreibt Tina Fibiger in Gandersheimer Kreisblatt (24.06.2025):
Die Fantasie ist überall im Spiel, auch bei den Kostümen, in denen Sonja Elena Schröder und Kostümassistentin Aleftia Karasyova vergnüglich aus den 70er Jahren mit viel, ganz viel Hippiestimmung zitieren, nachdem sie die Athener Hofgesellschaft mit viel barockem Zierrat in Weiß veredelt hatten. Mit schrägen Mustern und Strukturen, die auch in den Farben und Designs ständig kollidieren und das ebenso gern mit glitzernden Hauspantoffeln, Westernboots oder Plastiksandalen und natürlich mit herrlich zerzausten Perücken. (…) Ansteckende Wirkung hat die Fantasie, mit der das Schauspielteam seine Figuren ausstattet, wie sie das Publikum mit Temperament und Spielwitz bezaubern und komödiantisch begeistern und immer wieder Szenenapplaus bekommen: Für die dramatische Pose und die schräge Grimasse, den kummervollen Blick, die impulsive Geste und das hintersinnige Mienenspiel. Alles darf sein für die Komik oder die Dramatik des Augenblicks, der auch kleine Albernheiten verträgt, die gern mit einem Augenzwinkern versehen werden und einfach Spaß machen als Schauspielvergnügen. (…) Das verwirrte Paar, das sie zu Beginn der Vorstellung vor den verschleierten Bühnenwald auf der Suche nach ihren Zuschauerplätzen irren lässt, bekommt die Verwandlungskünste Pucks zu spüren, weil es nicht nur für sein koboldhaftes Schauspiel von Bedeutung ist. In Athen feiern bereits drei Paare ihre Hochzeit, wenn Sindy Tscherrig mit Sven Olaf Denkinger jetzt über einen Bühnentraum rätseln und die Unmöglichkeit, ihn zu deuten. Eva Loskas Puck lässt sie erneut erstarren, weil er das letzte Wort haben muss, um zum Finale genüsslich über „diesen Firlefanz“ zu lästern, der kaum mehr Gehalt habe, als ein Traum. Um freundlich beklatscht zu werden, verspricht er sogar ein besseres Stück und wird vom Publikum eines besseren belehrt. Mit enthusiastischem Beifall und großer Begeisterung für genau diese Bühnenfantasie von einem Sommernachtstraum.
Das schreibt Ronald Meyer-Arlt in Hannoversche Allgemeine Zeitung (24.06.2025)
Die Regisseurin fährt viel auf: Es gibt Gesang und musikalische Begleitung (von Sebastian Gerhartz und Peer Kleiner), es gibt auch artistische Einlagen (von Julio Yanes und Mahalia Horvath) an den Tüchern und auf dem Spielgerüst. Manchmal redet Puck (es ist eine Puckin: Eva Loska) mit den Elfen in einer Kunstsprache, die unfreiwillig komisch klingt. Und oft, sehr oft, wird auf der Bühne laut gelacht. (…) Aber es gibt auch poetische Momente. Sindy Tscherrig etwa, die den Weber Zettel spielt, der in den Esel verwandelt wird, in den sich dann die Elfenkönigin Titania verliebt, spielt immer auch diesen Traum von einem ganz anderen Leben mit. Da ist so eine Sehnsucht zu spüren, die ihrem Spiel eine zusätzliche Dimension verleiht.
Das schreibt Andreas Berger in Braunschweiger Zeitung (27.06.2025):
Regisseurin Sarah Speiser setzt ganz auf diesen fantastischen Aspekt von Shakespeares Komödie, bietet in genderfluider Besetzung und Kostümierung auch eine Auseinandersetzung mit den romantischen Vorstellungen von Liebe und Treue. (…) Und weil Speiser den Lysander von einer Frau und die Helena von einem Mann spielen lässt, ergeben sich am Ende als textgemäß richtige Paare zwei solche, die jeweils in Größe und Geschlecht übereinstimmen. Tja, was ist schon richtig? Speiser jubelt uns das so wunderbar selbstverständlich unter, dass Frau Klöckner regenbogenbunt anlaufen müsste. (…) Wie überhaupt die Ausstattung von Sonja Elena Schroeder ein einziger Traum aus Omas alten Gardinen und Häkeldecken, den grell gemusterten Klamotten der 70er und 80er und glitzernden Verpackungsmaterialien ist. In Kombinationen aus Pepitajacke, Ringelhemd und Karorock kommen vor allem die Handwerker daher. (…) Zum Schluss das Erwachen, sie ist wieder die Zuschauerin, die sich auf die Bühne verirrt hatte. Das ganze Stück haben wir quasi in ihrer Fantasie gesehen. Der Gatte bringt die Ersatzkarten für den nächsten „Sommernachtstraum“. Unbedingt hingehen!
Schlussapplaus bei der Premiere von „Ein Sommernachtstraum“ am 20. Juni 2025.
Foto: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram