Vorfreude auf „Ein Sommernachtstraum“ bei der Winter-Matinee
Das Wetter machte auch in diesem Jahr aus der Winter-Matinee fast eine Frühlingsveranstaltung: Zum Wiedersehen nach der dunklen Jahreszeit konnte die Vorsitzende des Förderverein der Gandersheimer Domfestspiele, Wiebke Ruf, mit ihrem tatkräftigen Vorstand rund 90 Gäste im Probenzentrum begrüßen. Sie alle eint die Neugierde und Vorfreude auf den Theatersommer vor der Stiftskirche. Erstmals waren an dem Vormittag einige der Macherinnen und Macher der diesjährigen Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum“ zu erleben.
„Was wäre Bad Gandersheim ohne die Domfestspiele?“, fragte Bürgermeister Niklas Kielhorn, erstmals in diesem Amt bei der Matinee dabei. „Ich glaube, der Ort wäre deutlich trauriger, deutlich freudloser und deutlich ärmer an künstlerischer Darbietung.“ Niemand möchte sich einen Sommer ohne viele Gäste, die über den Markt strömen, vorstellen, sagte Kielhorn, der kraft Amtes stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins ist, und dankte allen ehrenamtlichen Unterstützern und Sponsoren sowie allen Künstlern. „Wir müssen daran arbeiten, dass wir das in einer Kleinstadt wie Bad Ganderheim erhalten, und uns eingestehen, dass es nicht selbstverständlich ist, solche hohen künstlerischen Darbietungen in unserer Stadt zu haben.“
„Es ist immer ein bisschen wie die Familie wiederzusehen“, sagte Intendant Achim Lenz zur Begrüßung der Matinee. Das künstlerische Programm des Sonntagmittag stand im Zeichen des Shakespeare-Klassikers „Ein Sommernachtstraum“, der am 20. Juni Premiere haben wird. Regisseurin Sarah Speiser berichtete von den Arbeiten im Vorfeld der Proben, die am 5. Mai beginnen werden. Dramaturgin Jennifer Traum und sie haben die lange Textfassung eingekürzt, damit die wunderbare überwältigende Sprache Shakespeares mit ihren beschriebenen Bildern und Gefühlen wirken könne. „Es wird viel getanzt, es wird gesungen und intensiv den Beziehungen und Gefühlen ein Ausdruck verliehen“, gab Sarah Speiser einen Ausblick. „Es wird spektakulär, unterhaltsam, humorvoll mit einem coolen Drive und einem Spiegel in die heutige Zeit.“
Drei Szenen aus „Ein Sommernachtstraum“ haben die Schauspieler Tabea Scholz und Dominik Müller, Theaterpädagoge Lukas Keller sowie Intendant Achim Lenz gelesen. Der musikalische Leiter der Festspiele, Ferdinand von Seebach, las auch mit, spielte aber ebenso dazu erste Takte und verriet, in welcher Besetzung er die sehr akustische Musik im „Sommernachtstraum“ spielen wird – gemeinsam mit den zwei Saxophonisten Sebastian Gerhartz und Peer Kleiner.
Theaterpädagoge Lukas Keller berichtete erste Einzelheiten des Jugendtheaterfestivals, das vom 5. bis 9. Juni in Altgandersheim stattfinden wird. Mehr als 70 Jugendliche aus Braunschweig, Lüneburg, Hameln sowie aus Bad Gandersheim und der Region werden in der dortigen Turnermusikakademie zu Gast sein und während des Festivals tagsüber in Workshops neue Theaterformen lernen und abends Aufführungen zeigen können. Mit dabei sein werden eine Tanzpädagogin und ein Poetry-Slamer. Start ist am 5. Juni mit dem Theaterstück „Richard III.“ von William Shakespeare, das die DOMinos in einer leicht gekürzten und neu gedichteten Fassung auf die Bühne bringen werden. Vorher ist das Stück bereits am 2. und 3. Mai im Probenzentrum zu sehen. Es sei in Zeiten rücksichtslosen politischen Vorgehens ein Wunsch der Jugendlichen der DOMinos gewesen, gerade dieses Drama um den skrupellosen englischen König in moderner Textfassung, neu in Versen gedichtet, zu spielen, erzählte der Theaterpädagoge.
Lesen aus dem Sommernachtstraum (v.l.): Ferdinand von Seebach, Lukas Keller, Sarah Speiser, Dominik Müller, Tabea Scholz, Achim Lenz
Fotos: Frank Bertram / Gandersheimer Domfestspiele gGmbH