Wintergala steigert die Vorfreude auf den Theatersommer
Die Wintergala des Fördervereins und der Gandersheimer Domfestspiele hat erste Eindrücke von Akteuren des kommenden Sommers vor der Stiftskirche geboten. Rund 160 Gäste waren auf „Traupe‘s Tenne“ in Harriehausen begeistert von den Kostproben der Schauspieler. Zunächst lenkten Intendant Achim Lenz und Geschäftsführer Thomas Groß bei ihrer Begrüßung jedoch den Blick auf den aktuellen Krieg in der Ukraine. „Kann man da auf die Bühne gehen“, fragte Lenz – und diese Überlegung sei im Vorfeld bei den Künstlern sehr intensiv diskutiert worden. „Aber wir dürfen uns nicht von irgendwelchen durchgeknallten Staatschefs und Verbrechern vorschreiben lassen, wann wir zu lachen und wann wir zu weinen haben.“ Veranstaltungen wie eine Wintergala bedeuteten ja nicht, dass man das Leid der Menschen in der Ukraine ignoriere. „Wir sind solidarisch, wir versuchen zu helfen, wo wir’s können, wir müssen aber auch als Menschen zwischendurch atmen, sonst geht uns die Luft aus“, sagte Lenz. Und am besten atme man beim Lachen. Musikalisch begleiteten Patricia Martin und Ferdinand von Seebach die Darsteller auf der Bühne. Zum Finale erklang der Hit des kommenden Sommers, die Hymne aus Monty Python’s „Spamalot – Die Ritter der Kokosnuss“, auf die sonnige Seite des Lebens zu schauen: „Always look on the bride side of life“, begleitet auf der Posaune von Ferdinand von Seebach.
Geschäftsführer Thomas Groß betonte, dass in dieser Zeit der Vereinzelung und des Homeoffice ein Gefühl der Verbundenheit wichtig für Menschen sei. „Gerade jetzt, bei all der Anspannung, des Unbehagens und der Ungewissheit brauchen wir gemeinsam erlebtes Theater“, sagte Groß. Die diesjährige Wintergala sei nach zwei Jahren Pause der Start in die 63. Spielzeit. „Wir wollen wieder eine offene Stiftsfreiheit und eine vollbesetzte Tribüne sehen“, appellierte der kaufmännische Geschäftsführer, die gute Stimmung des Abends mit hinaus zu nehmen in den Alltag.
Der Vorsitzende des Fördervereins, Dr. Hinrich Bönicke, begrüßte die Gäste zur mittlerweile 15. Wintergala, die wieder die Wartezeit auf den Theatersommer verkürzen konnte. Mit dabei war seine Stellvertreterin Wiebke Ruf, mit der der Generationswechsel im Förderverein realisiert werden soll. Bönicke und Ruf würdigten das Engagement der Freunde, Förderer und Sponsoren des größten Freilichttheaters in Niedersachsen. Neue Unterstützer seien immer gerne willkommen. Beide riefen zu Spenden für die „Hilfe für die Ukraine“ von Diakonie und Stiftkirchengemeinde auf, wobei allein an dem Abend mehr als 1300 Euro zusammen kam.
Bürgermeisterin Franziska Schwarz hieß die Gäste willkommen und freute sich, dass auch der ehemalige Intendant Johannes Klaus mit dabei sein konnte. Die Besucher der Wintergala konnten trotz der aktuell herausfordernden Zeit ein unterhaltsames Programm erleben und und die ersten Stars der kommenden Spielzeit kennenlernen.
Lina Gerlitz, die „Audrey“ in „Der Kleine Horrorladen“ spielen wird, begleitete sich zeitweise selbst auf der Melodika und gab „Willst du mit mir fencheln“ von Stefan Noelle zum Besten, außerdem eine Version des Coldplay-Hits „Viva la Vida“.
Kristin Scheinhütte, die Roswitha-Ring-Preisträgerin von 2017, die viele noch als „Kleine Hexe“ und als Luise in „Kabale und Liebe“ kennen, spielt im Sommer die Hauptrolle im Familienstück „Die Schatzinsel“ und wird als junger Novize in „Der Name der Rose“ auf der Bühne stehen. Sie sang „Don’t Know Why“ von Norah Jones sowie „Der Novak lässt mich nicht verkommen“ von Hugo Wiener.
Rudi Klein, Schauspieler der Folkwang-Universität der Künste und ehemaliger Student von Achim Lenz, sang bei der Wintergala nicht nur „Ohne Dich“ von Selig und improvisierte einen Poetry slam „Hola, die Waldfee!“. Besonders emotional wurde es, als der ursprünglich aus Russland stammende Rudi Klein das ukrainische Liebeslied „Zaberij“ interpretierte. Dabei machte Intendant Achim Lenz noch einmal deutlich, dass das russische Volk nichts für die Tat eines Wahnsinnigen könne.
Musical-Darstellerin Marion Wulf aus Berlin, die zum ersten Mal bei den Gandersheimer Domfestspielen dabei sein wird und die Chrystal im „Kleinen Horrorladen“ sein wird sowie Mutter Mary und Captain Smolett bei den „Rittern der Kokosnuss“, sang „Ich kann mir nicht helfen, ich finde mich schön“ sowie „Once You Lose Your Heart“ aus „Me and my girl“.
Der Theaterpädagoge der Gandersheimer Domfestspiele, Lukas Keller, berichtet über seine Arbeit, erzählte mit Leidenschaft von den verschiedenen Spielclubs, die er leitet und die jeder eine Aufführung als Ziel im Blick haben.
Rund 160 Gäste waren bei der Wintergala 2022 in „Traupe’s Tenne“ dabei. Foto: Julia Lormis