Miriam Schwan erneut mit dem Roswitha-Ring ausgezeichnet
Das gab’s bislang noch nicht in der 65-jährigen Geschichte der Gandersheimer Domfestspiele: Miriam Schwan hat als erste Schauspielerin zum zweiten Mal den Roswitha-Ring der Stadt Bad Gandersheim erhalten. Bürgermeisterin Franziska Schwarz überreichte die Auszeichnung für hervorragende künstlerische Leistung auf der Festspielbühne. Der Roswitha-Ring wird in Erinnerung an die erste deutsche Dichterin Roswitha von Gandersheim seit 1975 verliehen, seit 1998 als Publikumspreis. Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten in diesem Theatersommer erstmals ausschließlich online unter den sieben weiblichen Ensemble-Mitgliedern wählen und für ihre Favoritin abstimmen. Dabei beteiligten sich so viele Zuschauer wie noch nie an der Wahl der besten Schauspielerin der Spielzeit.
Miriam Schwan war in diesem Sommer Eliza Doolittle im Musical „My Fair Lady“ und Mercédès in „Der Graf von Monte Christo“. Sie ist seit Jahren auf der Bühne vor der Stiftskirche dabei: Unvergessen sind ihre Rollen als die „Fee aus dem Osterbergsee“ in der Musical-Satire „Monty Python’s Spamalot – Die Ritter der Kokosnuss“ und der fiese Zahnarzt Orin im Musical „Der kleine Horrorladen“, für die sie 2022 den Roswitha-Ring erhielt, oder ihre Verkörperung der Marlene Dietrich in „Spatz und Engel“ 2019 und die der Morticia Addams in „The Addams Family“ 2018.
Miriam Schwan habe sich in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer gespielt und konstant abgeliefert, sagte Intendant Achim Lenz in seiner Laudatio. Er gratulierte der doppelten Ring-Preisträgerin und wünschte ihr, „dass Deine Ideen und Träume, Deine Musik und Dein Denken, Dein Fühlen und Deine Verletzlichkeit nicht nur hier auf der Bühne Platz findet, sondern an vielen anderen weiteren Theatern dieser Welt“, sagte Lenz. Mit Miriam Schwan zu proben sei nicht für jeden Regisseur entspannend, denn sie sei immer bestens vorbereitet. „Ich liebe es mit Dir zu proben, da Du bereits mit einer genauen Vorstellung ankommst und mich herausforderst, das Stück und die Szene mit Deinen Augen zu sehen“, sagte Achim Lenz. Es hätte auch gerne entspannter zugehen können nach den Premieren. „Aber es geht nun mal nicht entspannter zu, wenn man solche Klopper auf den Spielplan setzt und wenn Du dann noch so eine Rolle wie Eliza spielen musst – schon gar nicht in der heutigen Zeit.“ Umso mehr sei er von Miriam Schwan begeistert, dass das gesamte Ensemble es gemeinsam geschafft habe – mit viel Respekt, Verständnis, Ruhe und Überlegung. „Du bist ein Beispiel dafür, dass das Theater sich ändern kann, dass das Theater mit intelligenten und emotionalen Spielerinnen umzugehen weiß und dass es ihre künstlerische Kraft nutzen kann“, sagte Lenz.
„Danke für so viel Liebe“, sagte Preisträgerin Miriam Schwan, „auch wenn ich oft glaube, sie nicht zu verdienen“. Sie dankte dem gesamten Ensemble und speziell dem künstlerischen Leitungsteam, dass es ihr die wunderbaren Figuren darzustellen anvertraut und auch manchen Trotzanfall ertragen habe, der meistens nur ihre Ängste schützen solle. „Liebe Mädels, ihr verdient alle den Ring“, sagte Miriam Schwan. Eine große Rolle bedeute keine große Schauspielerin, Qualität lasse sich oft daran ablesen, wie mancher mit nur einem Satz in einem Stück verantwortungsvoll umgehe. „My Fair Lady“ sei ein politisches Stück. „Ich bin so froh und so stolz darauf, dass offenbar ernste Themen und gute Unterhaltung sich überhaupt nicht widersprechen.“ Theater müsse ein Gegenentwurf zu dem sein, wo sich die Gesellschaft aktuell hinbewege. „Wir müssen ein Raum sein, in dem Konflikte ausgetragen werden können, wo heftig geliebt und gestritten werden kann, wo wir allein durch Vorstellungskraft unsere schönsten Träume wahr werden lassen können“, sagte Miriam Schwan. An den großzügigen Spenden nach den „My Fair Lady“-Vorstellungen könne man erkennen, welche Kraft Kunst habe. „Das macht mich so glücklich und ich freue mich darüber sehr.“
Bei der Preisverleihungsfeier würdigten auch in diesem Jahr traditionell die männlichen Darsteller ihre Kolleginnen mit humorvollen Einlagen. Für Miriam Schwan sang ihr Spielpartner Mr. Higgins in „My Fair Lady“, Guido Kleineidam, das Jacques-Brel-Lied „Ne me quitte pas“ („Geh nicht fort von mir“) und schenkte ihr ein Paar Pantoffeln – in der Gandersheimer Musicalversion bringt Miriam Schwan als Eliza Doolittle ihm diese nicht, sondern wirft Mr. Higgins diese vor die Füße.
Die Schwan als „Blumenmädchen von der Landesgartenschau“ Eliza Doolittle auf der Festspielbühne, zwei Schwäne neu auf der Laga: Miriam Schwan wird Patin des schwarzen Schwans Albert, überraschten Bürgermeisterin Franziska Schwarz und Laga-Geschäftsführerin Ursula Hobbie die Roswitha-Ringträgerin bei der Verleihungsfeier.
Der zweite Roswitha-Ring für Miriam Schwan ist ein Armreif mit Roswitha-R, den ihr Bürgermeisterin Franziska Schwarz mit der Urkunde überreichte.
Mr. Higgins (Guido Kleineidam) sang für seine Eliza Doolittle Miriam Schwan „Ne me quitte pas“. Fotos: Gandersheimer Domfestspiele gGmbH / Frank Bertram
Medieninteresse: Die doppelte Roswitha-Ringträgerin Miriam Schwan wird Patin der Landesgartenschau-Schwäne, überreichte Laga-Geschäftsführerin Ursula Hobbie (r.) eine entsprechende Urkunde.
Ein musikalisches Lob der Darsteller für die musikalische Leiterin Patricia Martin (r.), die seit 2010 in Bad Gandersheim dabei ist.